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Unternehmen(!) Titelstory:
Neue Ideen für die Pflege
Fokusthema 12/2018

Das Profil geschärft, das Image aufgewertet, neue Mitarbeiter und Zielgruppen gewonnen: Das Bild und das Auftreten der Caritasverein Illertissen gGmbH hat sich unter Geschäftsführer Dominik Rommel grundlegend geändert. Unternehmen(!), das Wirtschaftsmagazin im Südwesten, führte mit ihm ein Interview über den Pflegemarkt, Arbeitgeberattraktivität, Expansion und Werte. 

Wirtschaft regional

unternehmen[!] ist das Magazin für die Wirtschaft im Südwesten. Seit über 10 Jahren stellt es 5x pro Jahr Unternehmer und Unternehmen aus der Region in den Mittelpunkt. 

Mit dem Mut anders zu sein:
Neue Ideen für die Pflege

Sie leiten ein Unternehmen, auf dessen Dienstleistung viele Menschen gerne verzichten würden. Wie fühlen Sie sich dabei? 
Missverstanden. Natürlich gibt es in jungen Jahren schönere Gedanken als den ans eigene Altwerden. Aber alt werden wir nun mal alle. Wir von Illersenio sind da, um Lebensqualität bestmöglich bis ins hohe Alter zu erhalten. Mir macht es Freude, genau dafür neue Konzepte zu entwickeln. Unser Ziel ist es, jeden Menschen in seinen Wünschen und Möglichkeiten zu sehen. Wir bieten deshalb nie Dienstleistung „von der Stange“, sondern schauen uns mit dem Kunden an, was er von uns braucht. 

Pflege ist also nichts Schlimmes? 
Schlimm ist, dass Pflege in der Gesellschaft leider immer noch ein Tabuthema ist. Dabei hat sich in den vergangenen Jahren so viel getan, was Anlass dazu gäbe, mit dem Thema offener und entspannter umzugehen. Die Herausforderung ist freilich nach wie vor, einen individuellen Plan zu entwickeln, der es Menschen ermöglicht, selbstbestimmt zu leben. Dafür gibt es heute viel mehr Möglichkeiten als noch vor einigen Jahren. 

Trotzdem hat Pflege ein schlechtes Image. Warum? 
Man will sich einfach nicht gerne mit dem Altwerden auseinandersetzen. Ganz gleich ob es einen selbst betrifft oder jemanden aus der Familie – es wird ausgeblendet. Und dann ist es umso schmerzlicher, wenn es zum Beispiel darum geht, dass die eigenen Eltern auf einmal den Alltag nicht mehr alleine meistern können. Nicht selten ist das auch der Moment, da einem die eigene Vergänglichkeit bewusst wird. In unserer Leistungsgesellschaft hat Altwerden keinen Platz, obwohl der Anteil der Alten so hoch ist wie nie. 

Aber das ist doch nicht der einzige Grund. 
Zu den Berührungsängsten kommen die Berichte in den Medien: zu wenig Pflegepersonal, zu viel Zeit- und Kostendruck, zu wenig Menschlichkeit. Es sind im Prinzip nur negative Meldungen, die ein einseitiges Bild der Pflege zeichnen. Leider leidet darunter nicht nur das Bild der Pflegebranche, sondern vor allem das der Pflegeberufe. Das ist eine Schande, weil der Pflegeberuf mehr als „nur“ ehrenwert ist. Er gibt so viel zurück. Momentan wird glücklicherweise einiges versucht, um die Pflege wieder ins richtige Licht zu rücken, auch wenn das nicht von heute auf morgen geht. 

Der Pflegemarkt ist 50 Milliarden Euro schwer. Trotzdem ist die Bezahlung von Pflegekräften ein großes Thema – auch bei Ihnen im Unternehmen? 
Absolut. Aber aus einer anderen Perspektive. Als gemeinnützige gGmbH sind wir nicht gewinnorientiert. Das ist sowohl für die Pflegequalität als auch für gute Fachkräfte ein Pluspunkt, auch wenn uns das manche Diskussion im Hinblick auf unser Preisniveau beschert. Wir bezahlen unsere Mitarbeiter überdurchschnittlich nach AVR-Tarif – teilweise sogar darüber. 

Ist das mehr als der Wettbewerb? 
Der AVR-Tarif ist der beste Branchentarif. Im Vergleich zu Mitbewerbern sind das locker 20 Prozent mehr. Wir haben vor wenigen Wochen in der SÜDWEST PRESSE eine Anzeige geschaltet, die zum Inhalt hatte, was eine Pflegefachkraft bei uns verdient. Dadurch haben wir zwei neue Mitarbeiter gewonnen. Aber der Knackpunkt ist schon seit längerem nicht nur allein das Geld. 

Sondern? 
Die Arbeitszeiten. Am Wochenende zu arbeiten kommt für viele Menschen nicht in Frage. Es ist deutlich einfacher Mitarbeiter für unsere Tagespflege als für den Schichtdienst zu finden. Der Stellenwert der Freizeit hat sich verändert. Gerade junge Akademiker legen weniger Wert aufs Geld oder einen Firmenwagen, sondern auf angenehme Arbeitszeiten. Für uns stellt sich aber noch eine ganz andere Herausforderung… 

Und zwar? 
Wie können wir Pflegekräften in ihrer aufopferungsvollen Arbeit einen wirklichen Ausgleich bieten? Körperlich und mental. Denn wir haben viele Mitarbeiter, die sich richtig für unsere Bewohner ins Zeug legen. Diese Beziehungen schaffen im Umkehrschluss einen wichtigen Faktor für die individuelle Pflegequalität. Unsere Mitarbeiter gehen auf die Beerdigungen, nicht weil sie müssen, sondern weil sie wollen. 

Was tun sie, um Mitarbeiter zu halten? 
Wir legen großen Wert auf Gesundheitsvorsorge. So haben wir zwei Jahre lang mit Triathlon-Weltmeister Daniel Unger kooperiert und fünf Laufgruppen ins Leben gerufen. Ziel war damals der Einstein-Marathon. Das kam sehr gut an. In beiden Jahren hatten wir zwischen 80 und 100 Teilnehmer. Im darauffolgenden Jahr durften Mitarbeiter in viertelstündlichen Slots während der Arbeitszeit EMS-Training betreiben, also elektrische Muskelstimulation. Dieses Jahr kooperieren wir mit einem örtlichen Gesundheitsstudio. Inzwischen machen 120 von 400 Leuten mit. 

Das kostet Geld. 
Das darf es auch. Wenn Mitarbeiter Spaß an Bewegung haben, sind sie weniger krank und es geht ihnen besser. Außerdem waren wir überrascht, wie sehr das Angebot auf unser Wir-Gefühl einzahlt, sogar über die Fachbereiche hinweg. 

Was tun Sie noch für die Mitarbeiter? 
Wir haben in Vöhringen und Illertissen außergewöhnliche Aufenthaltsräume geschaffen. Es gab schon viele Rückmeldungen, dass diese räumliche Abgrenzung zum Pflegegeschehen in der Pause entscheidend ist. Obst und Wasser sind gratis. Latte macchiato und Cappuccino gibt’s fast zum Nulltarif. 

Neuerdings werden Headhunter auf Fleischereifachverkäuferinnen angesetzt. Gibt es bei Ihnen auch eine Abwerbepraxis? 
Die gibt es. Zwei Mitarbeiter, die wir selbst ausgebildet haben, sind auf diese Weise gegangen. In diesen Fällen zieht das schnelle Geld, also die hohe Abwerbeprämie. 

Wie gehen Sie mit solchen Situationen um? 
Wir handeln proaktiv mit eigenen Aktionen. Beispielsweise haben wir mit der Aktion „Boarding“ Pflegeschüler mit „Reiseunterlagen” ausgestattet. Das Angebot: Wer innerhalb von zwei Jahren bei Illersenio „eincheckt“, erhält eine Flugreise für zwei Personen als Einstiegsprämie. 

Was ist der Unterschied zur Kopfprämie?
Mit dem schnellen Geld zu locken ist uns zu plump. Wir belohnen für geleistete Arbeit. Wir wollen die Leute emotional ansprechen, ihnen Ziele geben, die sie anspornen und gleichzeitig Wertschätzung für ihre Arbeit sind. Unsere Mitarbeiter verbringen hier so viel Zeit, da muss das Spaß machen. 

Ein Blick ins Dezember-Heft...

"Wir waren mutig. Das passt zur Geschichte des Vereins."


Wie kommen Sie an gutes Personal? 
Wenn Mitarbeiter, die sich hier wohlfühlen, anderen von uns erzählen. Einer unserer direkten Mitbewerber ist konzerngebunden sehr auf Rendite fokussiert. Hier heben wir uns ab. Wir wollen das Wohl unserer Mitarbeiter nicht aus den Augen verlieren, das sich – und da bin ich mir sicher – immer auch auf das Wohl unserer Kunden auswirkt. Wenn wir an manchen Stellen mehr Zeit benötigen, dann ist das einfach so.

Marktwirtschaftlich gesehen boomt die Branche. Wie verändert sich der Markt?
Das Thema ambulant vor stationär hat dem Markt eine neue Dynamik gegeben. Früher haben sich Anbieter auf den vollstationären Bereich konzentriert. Heute boomen Tagespflegen und ambulante Konzepte wie Senioren-Wohngemeinschaften.

Wie reagiert Illersenio darauf?
Wir sind gut dabei und erweitern unsere ambulanten Angebote. Sowohl bei der Tagespflege als auch bei Wohngemeinschaften für Senioren gehören wir im Landkreis zu den Wegbereitern. Das ist ein wesentlicher Faktor, weil die Menschen heute fitter sind als früher und älter werden. Vor 50 Jahren sind die Menschen bereits mit 70 Jahren ins Altersheim gezogen. Heute sind wir bei einem durchschnittlichen Einzugsalter von 85. 

Wie kommt das?
Die Menschen wollen heute so lange wie möglich zu Hause bleiben. Gerne mit Unterstützung im Alltäglichen. Sei es beim Wäschewaschen oder beim Rasenmähen – eben bei allem, was sie nicht mehr alleine schaffen. Meistens geht dem Einzug ins Pflegeheim ein Krankenhausaufenthalt voraus. Plötzlich kommt nicht mehr alleine zurecht. Die Leute kommen also schon mit einem Pflegegrad zu uns. Unser Haus hat sich von einem Altersheim zu einem Pflegeheim gewandelt. Dieser Trend wird anhalten, irgendwann werden wir nur noch „Schwerstpflegeheime” haben.

Auch Ihr Stammhaus in Vöhringen ist inzwischen in die Jahre gekommen.
Wir haben in den letzten Jahrzehnten fortlaufend modernisiert. Strukturell lässt sich das Alter aber nicht kaschieren. Die inzwischen geforderten Einzelzimmerquoten von 75 Prozent in Bayern und 100 Prozent in Baden-Württemberg lassen sich durch Renovierungen nicht erreichen. Deshalb stecken wir mitten in Planungsgesprächen. Ein kompletter Neubau ist längst keine Utopie mehr. Falls es dazu kommt, werden wir unsere Kapazität um rund 10 Prozent erhöhen. Zugleich aber auf eine innovative Holzmodulbauweise setzen, die sehr ökologisch ist und gesundheitsfördernd wirkt. 

Was planen Sie sonst für die Zukunft?
Noch 2018 ist Baubeginn auf dem Rosengartengelände in Illertissen. Hier entsteht auf rund 10.000 Quadratmeter ein Großprojekt, das für die Region Beispielcharakter haben wird. Zumindest im Hinblick auf ganzheitlich konzipiertes Wohnen und Leben für Senioren. In Summe wird uns das Projekt zwölf Millionen Euro kosten. 

Wie viele Wohnungen werden dort entstehen?
66. Rund die Hälfte der Wohnungen soll später verkauft werden, die andere Hälfte kann gemietet werden. Für alle Appartements wird es Wahlleistungen geben. Und alle liegen fußläufig problemlos erreichbar zu unserem demnächst renovierten Restaurant in Illertissen. Sprich: Wer möchte, kann zum Essen kommen oder sich die Mahlzeiten nach Hause liefern lassen. Alle Wohnungen haben 40 bis 70 Quadratmeter, somit bleibt die Miete überschaubar. Damit aber trotzdem Platz für Geburtstagsfeiern und Besuche ist, gibt es einen tollen Gemeinschaftsraum. Auch Car-Sharing gehört zu unserem Service. 

Geht es im Rosengarten nur ums Wohnen?
Nein. Ein wichtiger Teil des Projektes ist ein neues ambulantes Zentrum mit der ersten Tagespflege für Illertissen, einer Sozialstation und zwölf Mikroapartments für Mitarbeiter. 

Der Tagespflege-Boom setzt sich also fort?
Definitiv! Bereits im Frühjahr 2019 werden wir eine weitere Tagespflege in Senden eröffnen. Und auch in Buch ist eine Tagespflege mit angegliedertem Café und Betreutes Wohnen geplant.

Tagespflege wird auch auf dem Dorf angenommen?
Das liegt natürlich auch an der Pflegereform, weshalb Tagespflege gut finanzierbar ist. Zuhause können viele ältere Menschen tagsüber nicht bleiben, weil die Angehörigen bei der Arbeit sind. In der Tagespflege geht es weniger um Pflege, es geht mehr um das Beschäftigungsangebot. Wir gestalten den Tag mit Mittagessen, Kaffee und Kuchen, kreativen Angeboten, singen und reden mit den alten Menschen. Besonders für Menschen mit Demenz ist das ein gutes Konzept.

"In der Pflege wird der Mensch nicht vom Roboter ersetzt."

Sie sind stark am expandieren. 
Ich bin überzeugt, wenn wir es nicht tun, tun es die Falschen. Es gibt immer mehr ältere Menschen, der Bedarf wird steigen. 

Wer sind denn die „Falschen”? 
Wir haben auch ehrenwerte Mitbewerber, allerdings gibt es etliche, die nur Rendite sehen wollen. Das geht nur über eine Stellschraube: Rund 80 Prozent der Kosten im Pflegebereich betreffen das Personal. Es ist eine besorgniserregende Entwicklung, dass rein renditegesteuerte Unternehmen den Pflegemarkt zunehmend beherrschen. 

Braucht es da gesetzliche Regelungen? 
Ich bin kein Freund, alles mit Vorschriften zu pflastern. Ich appelliere eher an Kunden und Angehörige: Wer sich für Pflege entscheidet, muss genau hinschauen. Dabei ist es nötig, auch hinter die Fassade zu blicken und logische Schlussfolgerungen zu ziehen. 

Ihr Träger, der Caritasverein Illertissen, hatte Jahrzehnte in Teilen des Illertals quasi ein Monopol. 
Wir haben hier den Markt gemacht, klar – auch weil niemand anderes da war. Trotzdem waren wir schon bei unserer Gründung vor 50 Jahren innovativ. Etwa beim Bau unseres Altenheimes in Vöhringen, das damals weit und breit das modernste war. In den vergangenen Jahren kamen neue Wettbewerber hinzu, darunter viele freie Pflegeanbieter. 

Wie sind sie mit der Situation umgegangen? 
Als ich vor fünf Jahren antrat, war die Zeit reif für eine neue Positionierung. Unter der schärferen Konkurrenz hatte die Auslastung gelitten. Die ist angesichts kleiner Margen extrem wichtig. Alles unter 96 Prozent ist schwierig. 

Was haben Sie strukturell verändert? 
In Vöhringen haben wir einen konzentrierten Demenzbereich geschaffen. In Illertissen haben wir uns auf Einzelzimmer fokussiert. In der Folge stieg die Auslastung auf 98 Prozent. In einem nächsten Schritt haben wir ambulante Konzepte entwickelt und innerhalb von anderthalb Jahren zwei Tagespflegen eröffnet, die inzwischen beide voll ausgelastet sind. Auch unsere Wohngruppe kommt sehr gut an. 

Sie sind damals auch von der Marke „Caritasverein“ abgerückt. 
Es war vielmehr so, dass unsere eigene Identität zu unklar umrissen war. Viele Menschen haben damals mit dem Wort „Verein“ ehrenamtliche Laien assoziiert. Also haben wir uns für „illerSENIO – Ihre Caritas im Illertal“ entschieden. So sind die Caritas und ihre Werte immer noch sichtbar. Mittlerweile gibt es mit Illergastro auch die zweite Marke, mit der wir den Bereich rund um‘s Essen verbinden. 

Wie lauteten Ihre Ziele? 
Wir wollten den Caritasverein für die Zukunft aufstellen und haben gemeinsam mit unserer Marketingagentur ein neues Konzept erstellt. Damit wollten wir das damals recht angestaubte Image aufwerten, Marktanteile zurückgewinnen, unser Angebot erweitern, neue Zielgruppen gewinnen und Fachkräfte rekrutieren. 

Wie haben die Mitarbeiter auf die neue Marke reagiert? 
Als wir das Illersenio-Logo auf der Weihnachtsfeier 2015 präsentiert haben, gab es riesigen Applaus und viel Zuspruch. Klar, ist die Caritas dennoch präsent. Nach deren christlichen Werten agieren wir noch immer. Trotzdem wollten wir moderner auftreten. 

Wie passt die peppigere Marke zu einem Sozialunternehmen? 
Wie kann ein soziales Unternehmen im Wettbewerb mit konzerngesteuerten Wettbewerbern überhaupt überleben? Jedenfalls nicht ohne das passende Selbstbewusstsein. Klar, es gibt immer Menschen, die einen größeren Wandel kritisch sehen. Ich musste auch im Vereinsvorstand Überzeugungsarbeit leisten. Es hat natürlich geholfen, dass wir mit unserer Neuausrichtung als Illersenio einen Marketingpreis gewonnen haben. Wir waren mutig – das passt zur Vereinsgeschichte. Bei meiner Vorbereitung auf unsere Feier zum 50jährigen Jubiläum in diesem Herbst ist mir bewusst geworden: Immer wenn der Verein etwas Anderes als das Übliche gemacht hat, kam etwas Großes dabei raus. Man muss auch den Mut haben, anders zu sein.

Geben Ihnen die Zahlen auch Recht?
Ja, das freut mich auch. Der Umsatz hat sich seit 2014 um mehr als ein Drittel auf 14,2 Millionen Euro erhöht. Das Wachstum hat vor allem im ambulanten Bereich stattgefunden. Die Zahl der Mitarbeiter ist um 100 auf 420 Mitarbeitern gestiegen. 

Wann ist Illergastro entstanden?
Die Marke haben wir parallel entwickelt. Das Thema Essen ist bei uns sehr zentral. Unsere Küche versorgt nicht nur unsere Pflegeheime, unser Restaurant und viele Senioren zu Hause, sondern auch 30 Kindergärten und Schulen mit 800 Essen am Tag. Zudem beliefern wir die ersten Firmen mit insgesamt 100 Essen am Tag. Ganz aktuell erproben wir ein „Baustellen-Catering“. Unsere Kunden sind also nicht mehr ausschließlich Senioren. Deshalb war es wichtig, eine eigene Marke zu schaffen, die das ausdrückt. 

Warum sind Sie zudem ins Catering eingestiegen?
Die Renovierung der Küche vor zwei Jahren war mit einer 1 Million Euro sehr teuer. Nur mit dem Essen für die Senioren hätten sich die Kosten nicht amortisiert. Deshalb brauchten wir ein neues Konzept. Außerdem wollten wir qualitativ hochwertiger einkaufen als unsere Mitbewerber. Doch dafür brauchten wir wiederum mehr Essen. 

Was verstehen Sie unter hochwertig? 
Unsere Leitidee für Illergastro ist „echter Geschmack, echte Zutaten“. Das heißt, wir kochen nicht nur jeden Tag frisch. Wir verzichten anders als üblich in unserer Großküche auf industrielle Zusätze oder billige Tiefkühlware. Stattdessen haben wir ein engmaschiges Netz an Partner und Erzeugern aufgebaut, sodass wir sehr viel qualitativ hochwertige Zutaten direkt aus der Region verarbeiten. 

Sie möchten außerdem auch, dass Gäste zum Essen ins Pflegeheim kommen. 
Nicht ganz. Ins Illergastro Restaurant & Café. Wir haben hier in Vöhringen ein gastronomisches „Schmuckkästchen“ realisiert. Was Innenarchitektur und Ambiente angeht, ist das nicht übertrieben. Und was unser Küchenteam aufs Tablett bringen kann, hat auch schon anspruchsvolle Catering-Kunden begeistert. Freilich geht’s im Restaurant werktags nicht um getrüffelte Perlhuhnbrust. Dafür gibt’s bei uns aber von Montag bis Freitag ein bodenständig hochwertiges Mittagsmenü mit Suppe und Dessert für 6,90 Euro. Damit sind wir eine echte Alternative für jede Mittagspause. Auch bieten wir als Eventlocation Firmen spannende Arrangements. 

Haben Sie einen Grundsatz, den Sie bei Ihren Zukunftsüberlegungen beachten? 
Ich bin schon immer gerne Dienstleister gewesen. Wenn wir Dinge anpacken, dann möchte ich sie gut durchdacht haben. Was wir entwickeln, soll einen echten Nutzen für unsere Kunden haben. Im vergangenen Jahr wurde beispielsweise unser „Voller-Kühlschrank- Paket“ vom Bayerischen Staatsministerium mit dem Innovationspreis ausgezeichnet. Es gibt Senioren zuhause die Chance, sich komplett ausgewogen zu ernähren und entlastet Angehörige, die ihre Zeit nicht mit Einkaufen vergeuden müssen. 

Wie sehr sind Sie bei Illersenio schon in der digitalen Pflegezukunft angekommen, sind Pflegeroboter ein Thema? 
Unsere Dokumentation läuft jetzt schon digital. Alles ist über das interne Wlan miteinander verbunden. Nach meiner Einschätzung sind wir diesbezüglich schon gut aufgestellt und sicher bei den Ersten. Pflegeroboter haben wir noch keine. Ob diese Technik schon bald Mitarbeiter in der Pflege effektiv unterstützen kann, wird sich zeigen. Ganz sicher wird der Mensch aber nicht vom Roboter ersetzt. Das richtige Verhältnis aus Fortschritt und Menschlichkeit muss auch in Zukunft gewährleistet bleiben – bei uns jedenfalls. Irgendwann werde ich auch alt. Dann will ich mit gutem Gewissen sagen können, dass ich dazu etwas beigetragen habe. 

Quelle: unternehmen[!] / Südwest Presse

Das Titel-Interview im Original finden Sie als PDF hier zum Download.

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